Blick vom Willis Tower auf die Wolkenkratzer Chicagos

Chicago- The windy City, that isn’t New York

Man könnte meinen, dass Chicago sich nicht unbedingt viel Mühe darin geben wollte uns freundlich zu empfangen. Bei Regenwetter, eisigem Wind und gerade mal 8 Grad Celsius Mitte Mai fragt man sich dann relativ schnell, wo hier eigentlich die ganzen Souvenirläden für potentiell wärmende “I love Chicago” Pullover sind. Tatsächlich haben wir bis zum Schluss weder einen Shop noch die dazu passenden Massen an Touristen gefunden. Mit Ausnahme des Millenium Parks und der Aussichtsplattform des Willis (ehemals Sears) Tower hatten wir den Eindruck, dass unseresgleichen nämlich rar gesäht sind.

Nur ein fast perfektes Déjà-vu

Der Central-Business-District mit dem “Chicago Loop”, der sich gefühlt über 90% der Stadt erstreckt und uns Heimat für die nächsten 3 Nächte sein sollte, zeichnet sich viel mehr durch brechend volle Starbucks-Filialen in durchschnittlichen 100-Meter-Distanzen und finstere Wolkenkratzer-Schluchten aus. Beim Blick auf die Skyline und dem Flanieren entlang von kaum unterscheidbaren Häuserblocks, erwischt man sich ständig dabei, das Gebotene, Erlebte und Gesehene mit New York zu vergleichen- allerdings diesem wiederum weit hinterher hinkend. Eine Charakterisierung fällt auf den ersten Blick schwer, denn all das was Charakter hat gibt es nicht. Aalglatt und ohne Ecken und Kanten präsentiert sich der Stadtkern. Nichts oder niemand fällt aus dem Bild- kein Dreck, alles sauber und in geordneten Bahnen. Kein Gedrägel, wenige Touristen. Nur Donuts und Kaffee zum Mitnehmen und Business-Lemminge, die in Ihre unendlich hohen Glascontainer trotten.Und dann dazwischen Grün soweit das Auge reicht.

Grün in Grau

Im Punkto Nutzung und Begrünung von urbanem Raum präsentiert sich hier wahrlich eine Meisterleistung. Keine Ecke ohne Baum oder Blumenbeet, keine Baustelle ohne Schaffung von neuen Park- und Erholungsflächen. Radfahrer meist herzlich Willkommen, wenn auch nur spärlich vorhanden! So zeigte die erst so düstere Lady, nun freundliche und einladende Züge. Haben wir die ersten Regentage noch für einen Besuch in der Mall für Cheesake (Nr. 1) sowie beim weltweit, größten nahezu vollständigen T-Rex Skelett “Sue” im Fields Museum genutzt, bot sich nun auch endlich die Gelegenheit für Outdoor-Aktivität. Sehr zu empfehlen sind ein Spaziergang zum Lake Michigan und dem Navi Pear. Von hier aus bietet sich ein einzigartiger Blick auf die Stadt. Wenn auch das Angebot am Pear selbst mehr zu Kitsch und grausigem Fast Food tendiert, erlebt man hier zumindest einen Hauch “Pseudo-Hafenstadt-Flair”. Wir wären ja keine richtigen Touristen wenn wir das obligatorische Foto vor der “Bean”, einem eher undefinierbaren Objekte, in dem sich die Chicago Skyline spiegelt, beim Besuch im Millenium-Park ausgelassen hätten.

Zu Luft und zu Wasser

Spätestens bei der Fahrt mit dem Wassertaxi vom Navi Pear zum Willis Tower, lässt sich dann doch noch irgendwie mit der Skyline Frieden schließen. Der Mix aus typischen Stahl- und Glasbauten aus den letzten 40 Jahren und den ersten Hochhäusern der goldenen 20er Jahre Al Capone Kulisse, sind dann doch ein außergewöhnlicher Anblick. Schwindelerregend kann der Ausblick vom Glaskobelvorsprung des Willis Tower schon werden, allerdings werden einem hier das Ausmaß des Lake Michigan, sowie die Größe der Stadt erst so richtig bewusst. Auf den Pfaden der Blues Brothers wandeln wollend, allerdings vom Jetlag geplagt, wurde es dann zumindest ein paar Drinks- wenn auch ohne musikalischer Umrahmung- in der Bar Below.

Gruß aus der Küche Chicagos

Kulinarisch konnte Giordano’s Pizza im Chiago Style (zum Bersten mit Käse und anderen Zutaten gefüllter Mürbteig, der mehr an eine Quiche erinnert) bei den Nicht-Veganern der Reisetruppe punkten. Auf Kalorien kam man parallel dazu aber auch ganz einfach im Native Foods, das wohl die besten veganen Chicken-Nuggets seit eh und je und andere Köstlickeiten aufwarten konnte. Frühstücksfreunde sind die Chicagoer Innenstädter wohl eher nicht, wie wir feststellen mussten. Ein Karton ähnlicher Frühstücks-Wrap in der Filiale einer Hipster-Organic-Food Kette namens Proteinbar, war nach einem Besuch im “Chicago Diner”, etwas außerhalb des Zentrums nahe dem Logan Square, schnell vergessen.Wie man sich DAS Frühstück vorstellt, gab es vom French Toast bis zum heiß begeehrten Cheescake (Nummer 1 am veganen Counter) alles was das Herz begehrt- und das Meat-Free since 1983. Kulinarisch sollte vielleicht auch noch der “Maple Bacon Donut” an dieser Stelle Platz finden. Probiert is probiert, Wiederholung eher ausgeschlosssen.

Wie man sich bettet, so liegt man

Bleiben dann nur noch abschließende Worte zu unserer ersten Unterkunft im Hotel “La Quinta” und der damit verbundenen Erfahrung, um die wir jetzt reicher sind. Wolkenkratzer zeichnen sich nämlich in erster Linie nicht nur durch Höhe, sondern auch durch fest verschlossene Fenster aus. Frischluftzufuhr nur durch eine extrem lautes Belüftungssystem möglich- natürlich im 24/7 Takt. Mit viel Fantasie konnte man natürlich das Rauschen eines Wasserfalles in der entsprechenden Geräuschkulisse interpretieren- passend zum Schluchtenblick auf die umliegenden Türme und somit fehlender Wahrnehmung von jeglichem Tageslicht. Traue nie einer Hotelbewertung, in der nicht explizit etwa “Frischluft auch durch echte Fenster möglich” vermerkt ist.

Fazit: Chiago, es hat uns sehr gefreut. Zwei Tage mit dir scheinen dann dennoch ausreichend. Die Reise geht weiter.

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2 Gedanken zu „Chicago- The windy City, that isn’t New York“

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