Wenn eine Weltmacht mit entsprechendem Nationalstolz auf insgesamt 44 Präsidenten mit eher mehr als weniger Bedeutung zurück blicken kann, dann muss dem natürlich auch Tribut gezollt werden. Dass man das ganze so pompös wie architektonisch interessant umsetzen kann, zeigt eine Stadt wie Washington DC. Neben der Residenz des amtierenden, mächtigsten Mannes der Welt dreht sich an vielen Ecken der Stadt alles um seine Vorgänger.
Arlington Friedhof – Heldentum im 1,5×3 Raster
Erstes Ziel in Washington DC ist der Friedhof von Arlington. Mindestens eine Medal of Honor, ein Purple Heart, sowie Vergleichbares oder auch die Eheschließung mit jemandem, der sich eine dieser Auszeichnung verdient hat, sind die Voraussetzung für eine Bestattung in Arlington. Hinzu kommen passende Körpermaße, denn der Platz ist begrenzt. Da tut man sich schon etwas leichter, wenn man einmal Präsident war. So haben auch John F. Kennedy und Familie hier die letzte Ruhestätte gefunden.
Neben der streng geordneten Anhäufung von tausenden, weißen Grabsteinen, wie man sie aus amerikanischen Kriegsfilmen kennt, bietet der Friedhof einen beeindruckenden Ausblick auf die Stadt und das Pentagon. Wer Filme wie “Wag the Dog” oder “Flags of our Fathers” gesehen hat, sollte ebenso die paar Meter Fußmarsch mehr in Kauf nehmen, um sich das “US Marine Corps Memorial” außerhalb des Friedhofsmauern anzusehen.
Let’s go through the Mall
Bei rund 630.000 Einwohnern mag man meinen, dass die Hauptstadt der USA nicht besonders groß sein kann, allerdings werden vermeintliche Google Maps Katzensprünge auch schnell zu längeren Fußmärschen. Praktischerweise hat man sich allerdings bei der Anordnung der Sehenswürdigkeiten etwas gedacht und die meiste äußerst zentral in eine große Parkanlage gepackt. Dass diese “National Mall” kein Einkaufszentrum ist mag zwar einige enttäuschen, allerdings ist der Spaziergang doch auch empfehlenswert. Neben einem Ausflug ins Grüne, kann man unter ständiger Begleitung von zahmen wie verfressenen Eichhörnchen, die wichtigsten Memorials abgehen.
Nachdem wir uns auf ca. 5km Wanderung von Lincoln bis zum Vietnamkrieg gearbeitet haben, ging es wieder einmal bei Regenwetter weiter zum Kapitol und dem obligatorischen Foto mit Maximalzoom durch den Zaun des Weißen Hauses. Bei Mangel an Einladungen zum Kaffee ins Oval Office, kann man sein Glück im National Archive versuchen. Allerdings is der Andrang für einen kostenlosen Blick auf eine Version der Unabhängikeitserklärung dann doch nicht jedermanns Sache.
Vorzeigestadt mit Businesscharakter
Washingon DC macht einen grundsätzlich sympathischen Eindruck, vor allem wenn man neben der Mall auch noch durch das Universitätsviertel spaziert. Im Gegensatz zur Hipsterkultur von Wien oder New York wimmelt es hier zwar eher vor gestriegelten Vorzeigestudenten, die durch die Bank wie angehende Praktikanten im Weißen Haus gekleidet sind, dennoch hat das Ganze etwas Gemütliches. Dazu im Kontrastprogramm steht z.B. die Gegend um das Busboys and Poets, die wir uns als Domizil für das Abendessen ausgesucht haben. Hier glänzt das Stadtbild nicht mehr ganz so, wie rund um die National Mall und der Schein des perfekten Postkartenimages lässt etwas nach.
Nichtsdestotrotz, Washington DC ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Für uns heißt es jetzt aber mal, genug der amerikanischen Geschichte.